Rom passt und London übernimmt

Nach der „Neuen Welt“ 1904 in St. Louis sollen die nächsten Olympischen Spiele 1908 laut Coubertins Vorstellungen in der “Ewigen Stadt“ Rom stattfinden. Das IOC, das sich 1904 in London trifft, folgt ihm. Die Pläne, die die römische Stadtverwaltung vorlegt, klingen verheißungsvoll, doch tatsächlich tut sich in den nächsten zwei Jahren gar nichts. Der Ausbruch des Vesuvs im April 1906, der 218 Menschenleben kostet, trägt ein Übriges dazu bei, so dass Rom sich außerstande sieht, die Spiele durchzuführen. Coubertins Kommentar lautet: „Taktvoll senkte sich der Vorhang über der Welt des Tiber und hob sich alsbald über der Themse.“
London übernimmt, aber ein drittes Mal haben sich die Spiele in eine Ausstellung einzufügen, 1908 wird es die Franco-British Exhibition sein, ein gemeinsames Unternehmen Großbritanniens und Frankreichs. Nach den Erfahrungen der letzten Olympiaden entspricht das zwar nicht Coubertins Vorstellungen, doch er vertraut auf die britischen Zusagen. Das Vertrauen ist gerechtfertigt. Die Ausstellung erdrückt diesmal nicht die Olympischen Spiele, sondern sie stellt nur das notwendige Kapital zur Verfügung. Auf Kosten des Organisationskomitees wird ein Stadion errichtet. Die Ausstellung, bei der acht Millionen Besucher registriert werden, ist ein großer Erfolg, ebenso die Olympischen Spiele, für die rund 300 000 Eintrittskarten verkauft werden.
In London entstehen die ersten Luftaufnahmen von olympischen Sportstätten. Die Lithographie-Postkarte mit einem über der Stadt schwebenden Luftschiff bietet die Vogelperspektive auf das Stadion, das in den 1920er Jahren wegen der weißen Gebäude auf dem Ausstellungsgelände als „White City Stadium“ bezeichnet wird. Der Bau ist ein ingenieurtechnisches Meisterstück. Die Tribünen fassen 68 000 Zuschauerplätze. Im Innenraum gibt es neben dem Spielfeld und weiteren Rasenflächen eine Rundlaufbahn von einer Drittel Meile (536,45 Meter), um die zudem eine Radrennpiste aus Beton mit überhöhten Kurven und einer Länge von 660 Yards gelegt ist. Unmittelbar vor der königlichen Loge befinden sich ein hydraulisch versenkbares Schwimmbecken und ein Sprungturm, der umgeklappt werden kann. Die ins Ausland verschickte Karte wird mit dem Ausstellungs-Sonderstempel ,,Franco-British Exhibition - London" entwertet - einen Olympia-Stempel gibt es nicht wie auch keine speziellen Briefmarken.