Grundstücksspekulanten mit dem richtigen Gespür

Selbst der damalige IOC-Präsident Avery Brundage aus den USA war entsetzt, als das weithin unbekannte kalifornische Squaw Valley den Zuschlag für die VIII. Olympischen Winterspiele 1960 erhielt. Der New Yorker Rechtsanwalt Alexander Cushing und der befreundete Pilot Wayne Poulsen hatten 1949 bei einem Skiurlaub das ,,Tal der Indianerfrau“ in der Nähe von Reno an der Grenze zu Nevada entdeckt. Die Grundstücksspekulanten erwarben für einen geringen Betrag einen beträchtlichen Teil des Geländes und hatten eine originelle Idee, den Boden wieder Gewinn bringend zu veräußern. 1954 organisierten sie einige Skiwettkämpfe und jubelten Squaw Valley zum Olympiakandidaten hoch. Der Senat von Kalifornien biss an und sagte Unterstützung zu wie auch das Nationale Olympische Komitee der USA. Auf der 50. IOC-Session in Paris wurde es am 14. Juni 1955 zur Gewissheit: Squaw Valley setzte sich für die Winterspiele 1960 gegen die Mitbewerber Innsbruck, Garmisch-Partenkirchen und St. Moritz durch.
Dem Organisationskomitee, das sich am 7. Januar 1955 in San Francisco gründete, stand Alexander Cushing als Präsident vor. Schnell wurde klar, dass der Ideengeber der Spiele hauptsächlich im eigenen Interesse handelte. Bereits nach vier Monaten musste er zurücktreten. IOC-Präsident Brundage sah sich in seiner Skepsis bestätigt. Unter Prentis C. Hale, dem neuen Chef des Organisationskomitees, ging es holprig voran. Das Versprechen, eine Bobbahn zu bauen, wurde nicht eingehalten, so dass 1960 zum ersten und einzigen Mal bei Olympischen Winterspiele keine Bobwettbewerbe ausgetragen wurden.
Um die Entfernung über den Großen Teich schneller zu überbrücken, richtete das Vorbereitungskomitee in München eine europäische Anlaufstelle ein. Von dort aus wurde Informationsmaterial verschickt wie mit diesem Streifband an eine Redaktion in Florenz. Ein Freistempel des Bahnpostamtes München vom 23. März 1959 entwertete die Drucksache nach Italien mit einer Gebühr von 10 Pfennig. Den Umschlag ziert das Logo der Winterspiele. Es besteht aus drei Dreiecken und den Olympischen Ringen. Die übereinanderliegenden Dreiecke rufen einen dreidimensionalen Effekt hervor und ähneln einem Stern oder einer stilisierten Schneeflocke. Bei der Ausschreibung des Emblems gingen Tausende Sendungen ein. Das Kunstkomitee der Spiele entschied sich für den Entwurf der Firma Knollin aus San Francisco.
Wenn auch im Vorfeld manches drunter und drüber ging, erwiesen sich die Winterspiele vom 18. bis 28. Februar 1960 in Squaw Valley als voller Erfolg.