Von Rüdiger Fritz und Volker Kluge
Über das „Comité Internationale des Jeux Olympiques“, so die die Bezeichnung des IOC bei seiner Gründung am 23. Juni 1894, dem Schlusstag des Olympischen Kongresses in Paris, schrieb Pierre de Coubertin in seinen Erinnerungen: ,,Mir wurde freie Hand bei der Wahl der Mitglieder des IOC gelassen. Die Vorschläge wurden ohne jegliche Änderung gewählt; [….] Niemand schien bemerkt zu haben, dass ich fast ausschließlich abwesende Mitglieder gewählt hatte. Da ihre Namen auf der langen Liste der „Ehrenmitglieder des Kongresses“ standen, waren die Menschen es gewohnt, ihre Namen zu sehen, und sie nahmen leicht an, dass sie immer zuverlässige Mitglieder bei ihren Aufgaben waren.“
Obwohl von den 13 Persönlichkeiten, die Coubertin bekannt gegeben hatte, tatsächlich nur sechs in Paris weilten, wurde der Kongress von ihm rückwirkend ab 1904 als erste Session geführt. Hingegen bezeichnete das verstorbene ISOH-Ehrenmitglied Wolf Lyberg, ein Experte für die Geschichte der IOC-Meetings, eine solche Bezeichnung als „sehr zweifelhaft“. Seiner Ansicht nach verdiente diese Nummerierung erst die Zusammenkunft von 1896 in Athen, an der die sieben anwesenden Mitglieder Gegenwart und Zukunft ihres Komitees diskutierten.
Erstmals vor der Linse: das Internationale Olympische Komitee, genauer gesagt die sieben Mitglieder, die an der zweiten Sitzung 1896 in Athen teilnahmen (von links): Dr. Willibald Gebhardt (Deutschland), Generalsekretär Pierre de Coubertin (Frankreich), Jiri Guth (Böhmen), Präsident Demetrius Vikelas (Griechenland), Ferenc Kemény (Ungarn), General Alexei Boutowski (Russland) und Major Viktor Balck (Schweden).
Foto: Volker Kluge Archiv
Eine Botschaft an den Fotografen
Die Sitzung am 9. April 1896 (dem 28. März nach dem damals bis 1923 in Griechenland gültigen Julianischen Kalender), die im Haus des deutschen Verlegers Wilhelm Barth stattfand, in dem Vikelas ein Quartier gefunden hatte, begann der Ungar Ferenc Kemény mit dem Vorschlag, das Komitee bei seiner Arbeit fotografieren zu lassen. Da die Idee auf allgemeine Zustimmung stieß, delegierte Vikelas die Realisierung an den Generalsekretär des Athener Organisationskomitees, Timoleon Philimon.
Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen landete der Auftrag jedoch nicht bei Philimon, sondern bei Dr. Willibald Gebhardt, der Ende 1895 in Berlin ein deutsches Beteiligungskomitee für die Spiele in Athen gegründet hatte und von diesem am 13. März 1896 einstimmig zu seinem Vertreter im IOC ernannt worden war. Coubertin hatte das akzeptiert, obwohl er sich ein Mitglied mit einem klangvolleren Titel und größerem gesellschaftlichen Einfluss gewünscht hatte.
Wie auch immer, am selben Tage erhielt der Berliner Fotograf Albert Meyer, der mit der deutschen Mannschaft nach Athen gereist war, durch einen Boten einen hastig von Gebhardt geschriebenen Brief, in dem es hieß:
Werter Herr Meyer!
Ist es Ihnen möglich, sofort eine photographische Aufnahme des Internationalen Komitees zu machen. Wir erwarten Sie im Hause des Herrn Vikelas Universitätsstraße 53 (im Hause unseres Freundes, des Herrn Barth). Geben Sie bitte dem Boten Antwort. – Morgen können die Aufnahmen nicht mehr erfolgen, weil Major Balck nach seiner Heimat (Schweden) zurück geht.
Herzlichst Sie und Ihre Gemahlin grüßend
Ihr ergebener W. Gebhardt
Albert Meyer, der in Berlin zwei renommierte Ateliers mit Filialen an der Ostsee betrieb und dem der König von Sachsen ein „Hofprädikat“ verliehen hatte, beließ es nicht bei einem Schnappschuss. Vielmehr platzierte er die IOC-Mitglieder an bzw. hinter einem Tisch. Drei – entsprechend ihrem Rang Vikelas, Coubertin und General Boutovsky sitzend –, die übrigen vier – Gebhardt, Guth, Kemény und Balck – stehend.
Entstehung eines perfekten Kleinkunstwerks
Die Aufnahme ist ein perfekt inszeniertes kleines Kunstwerk. Der Präsident schaut bedeutungsvoll in die Linse. Zu seiner Rechten der Generalsekretär, der selbst sehr beschäftigt tut. Links von Vikelas – würdevoll – der „Alterspräsident“ aus Russland. Die jüngeren Herren dahinter in der Pose, die Beisitzern angemessen ist. Die „Außenspieler“ – Gebhardt und Balck (die linke Hand am Säbelgriff) – sehen ihren Vorderleuten interessiert über die Schulter. Im Mittelfeld – Blick geradeaus – zwei Lehrer: Guth und Kemény.
Lyberg war der Ansicht, dass dieses Foto am 10. April – nach Julianischem Kalender am 30. März – aufgenommen wurde, was allerdings zweifelhaft ist. Meyer war bekanntlich nicht nach Athen gereist, um Herren im dunklen Anzug, von deren Bedeutung kaum jemand wusste, abzulichten. Vielmehr begeisterte er sich für die Athleten und die in ein antikes Gewand gekleideten „Friedensspiele“, wie er die Olympischen Spiele in Briefen und Postkarten bezeichnete.
Falls ihn der Bote am 9. April, als Gebhardt Meyer zum sofortigen Kommen aufforderte, überhaupt erreichte, hatte der Fotograf an jenem Nachmittag gewiss Besseres zu tun. Um 14.40 Uhr begannen im Stadion die Wettkämpfe der Turner, auf denen aus deutscher Sicht die größten Hoffnungen ruhten. Wenn es eines „Alibis“ bedarf, wo sich Meyer aufgehalten hatte, dann sind es seine allseits bekannten Aufnahmen von den Mannschaftskonkurrenzen am Barren und am Reck.
Doch auch am nächsten Tag – am 10. April (30. März) – war Meyer unabkömmlich, wie ein Blick ins Veranstaltungsprogramm beweist. Um 10 Uhr wurde das von den Deutschen dominierte Turnen fortgesetzt, und am Nachmittag steuerten die Spiele ihrem Höhepunkt entgegen: 14.30 Uhr Finale im 100-m-Lauf, 16.30 Entscheidung im Ringkampf, der schließlich um 17 Uhr abgebrochen und auf den nächsten Tag verschoben wurde, als mit Spyridon Louis ein Grieche als Erster im Marathonlauf ins Stadion einlief und sich 70,000 Menschen in den Armen lagen: „Hellas!“
An dieser Stelle scheint der Hinweis erforderlich, dass der gebürtige Dresdner Meyer 24-jährig in die USA gegangen war, um sich als Fotograf ausbilden zu lassen. Er war also kein „Knipser“. Ab 1883 in Berlin ansässig, war es ihm gelungen, eine vornehme Kundschaft für sich zu gewinnen, wozu die Aufnahme seines Landesvaters, des Königs von Sachsen bei dessen Kuraufenthalt in Bad Ems, beigetragen hatte. Als Dank hatte dieser ihm anschließend den Titel eines „Hof-Photographen“ verliehen. Außerdem auf Theaterfotografie spezialisiert, wusste Meyer bestens, wie man Prominente ins „rechte“ Licht zu rücken hatte.
Aufnahmen in gestellter Pose
Ein Vergleich seiner in Athen aufgenommenen Fotos mit jenen seiner griechischen Kollegen offenbart nicht nur, dass die Sportreportage noch in den Kinderschuhen steckte, sondern er verdeutlicht auch die unterschiedliche Herangehensweise. Meyer verzichtete auf sogenannte Momentaufnahmen, bei denen es beim damaligen Stand der Technik problematisch war, Bewegungen auf Film oder Platte einzufrieren. Stattdessen folgte er dem Trend seiner Zeit und verewigte die Athleten in gestellter Pose, die selbst ein erfahrener Archäologe wie Paul Wolters, der unter der Leitung von Wilhelm Dörpfeld das antike Olympia ausgegraben hatte, als „sehr lehrreich“ ansah.
Um für solche Aufnahmen die notwendige Ruhe zu finden, verlegte Meyer sie kurzerhand auf die wettkampffreien Vormittagsstunden der nächsten Tage. Auf mehreren Fotos erkennt man ein leeres Stadion und aufgestapelte Sitzkissen. Vergleicht man zudem die Himmelsrichtung, in der das Stadion liegt, und bedenkt den Verlauf des Schattens, dann lässt sich ungefähr berechnen, dass ein Foto, das den Olympiasieger Alfred Flatow am Barren zeigt, etwa zwischen 10 und 11 Uhr entstanden ist.
Was die von Gebhardt erhoffte sofortige Verfügbarkeit betraf, so waren ihr auch deshalb Grenzen gesetzt, weil Meyer, der in der Atelierfotografie zu Hause war, mit einer stabilen, großformatigen Holzkamera arbeitete. Die Maße der Glasnegative, die eine lichtempfindliche Schicht besaßen, belief sich auf 18 x 24 Zentimeter bei den großen Platten und 13 x 18 bei den kleinen Formaten. Eine Besonderheit war, dass diese sofort an Ort und Stelle in einem lichtdunklen Sack entwickelt wurden.
Zur Ausrüstung gehörte ein fahrbares, schweres Säulenstativ, auf das die Kamera montiert wurde. Um das Monstrum zu bedienen und den schweren Kasten mit den Glasnegativen zu transportieren, benötigte Meyer einen Assistenten, der auf einem Foto, das sein griechischer Kollege Pantzopoulos während der Siegerehrung am 15. April schoss, zu erkennen ist.
Meyer war es gewohnt, seine Bilder zu inszenieren. Einen Vormittag lang fotografierte er im leeren Stadion den deutschen Olympiasieger am Barren, Alfred Flatow. Wenn man den Schatten von dem Turner mit der Position des Stadions vergleicht, muss die Fotografie zwischen 10 und 11 Uhr aufgenommen worden sein.
Foto: Volker Kluge Archiv
Diner oder Royal Breakfest im Palais
Damit ist noch nicht geklärt, wann und wie das IOC-Foto entstand. Da Balck abreisen wollte, müsste das nach Gebhardts Information spätestens am 10. April passiert sein. Als Platz käme danach das Haus des Verlegers Barth in der Universitätsstraße in Frage, wo das IOC am 9. und 10. und dann noch einmal am 14. April tagte – im Übrigen bis zum Schluss in Balcks Anwesenheit, der sich die Dauer seines Aufenthalts wohl anders überlegt hatte.
Gegen diese These spricht ein zweites Foto, auf dem Meyer nicht nur die IOC-Mitglieder, sondern auch noch die griechischen Prinzen und mit Dr. Georg Streit und Oberst Iphikratis Kokkidis führende Mitglieder des Organisationskomitees festhielt. Es erscheint unwahrscheinlich, dass das IOC den königlichen Hoheiten zugemutet hätte, für ein gemeinsames Foto das Geschäftshaus eines ausländischen Verlags aufzusuchen.
Ein Vergleich der Aufnahmen ergibt zweifelsfrei, dass beide am selben Ort aufgenommen wurden. Die Prinzen sitzen auf denselben Stühlen wie vorher (oder nachher) die IOC-Obrigkeit. Im Hintergrund erkennt man eine mit Pappen abgehängte Treppe, und auch das Pflaster – wahrscheinlich Marmorplatten – und die Randstreifen rechts und links am Treppenaufgang sind identisch.
Für die definitive Ortsbestimmung ist es hilfreich, Gebhardts Postskriptum in Augenschein zu nehmen, denn auf den Rand des Briefes hatte er gekritzelt: „Im Notfalle könnte die Aufnahme auch nach dem Frühstück im Palais (1. April) stattfinden.“
Wie der Einladungskarte zu entnehmen ist, erwartete König Georg I. die Vertreter der Auslandspresse und die ausländischen Olympiateilnehmer allerdings bereits am 31. März (12. April) im großen Saal seines Palais, wo man für 260 Gäste eine Tafel in Form eines griechischen „P“ (Π) aufgebaut hatte. Meyer war dazu ebenso eingeladen wie das IOC.
Eigens für die Sportler hatte man die Kleiderordnung aufgehoben, so dass die meisten im Promenadenanzug erschienen; manche aber auch – so die Amerikaner – im Jackett, in Knickerbockers und einer sogar in der Radfahrerhose. Lediglich die Ungarn hielten den schwarzen Anzug für angemessen.
Da nun an diesem Tage alle in gelöster Stimmung zusammenkamen, ist es wahrscheinlich, dass die IOC-Fotos am jenem Tage entstanden. Als zusätzliches Indiz dient ein drittes Foto, das den Marathon-Olympioniken Spyridon Louis zeigt, der die eigentliche Attraktion des Empfangs darstellte.
Unmittelbar nach seinem Triumph hatten die Athener vergeblich nach dem neuen Heros gerufen, der jedoch längst vor der begeisterten Öffentlichkeit geflohen und am Abend mit der Eisenbahn in sein Heimatdorf Amaroussion gefahren war, wo er mit seiner Familie und Freunden feierte. Zwei Tage danach erschien Louis – begleitet von seinem Vater – in einer prächtigen Fustanella, dem traditionellen griechischen Männerrock, der ihm anlässlich seines Erfolgs vom Ethnologischen Museum geschenkt worden war.
Was auf den meisten Abzügen, die Meyer von diesem Negativ anfertigen ließ, verborgen bleibt, offenbart eine nicht retuschierte Originalaufnahme. Im Hintergrund sieht man nicht nur die bereits erwähnte Treppe, vielmehr erkennt man auch ein zweiflügliges Portal, das in ein repräsentatives Gebäude führt. Ob es eine Tür des königlichen Palastes war, lässt sich heute leider nicht mehr feststellen, da dieser Weihnachten 1910 abbrannte.
Das zweite Foto des IOC mit den Prinzen und Vertretern der Organisationskomitees, das wie das erste wahrscheinlich im Königspalast aufgenommen und mit den Unterschriften der Fotografierten versehen wurde.
Foto: Volker Kluge Archiv
Marathon-Olympiasieger Spyridon Louis wurde von Meyer vor der gleichen Treppe wie das IOC fotografiert - wahrscheinlich im Palast.
Foto: Volker Kluge Archiv
Eintrittskarte für den fünften Tag der Spiele - den Marathontag. Oben links steht ,,Australasia", geschrieben von Charles Perry, dem Platzwart des London Athletic Club (LAC), der seine Adresse auf der Rückseite notierte, um vielleicht Fotos zu erhalten. Die Griechen hatten Perry als einzigen Zeitnehmer nach Athen geholt. Ein weiteres Mitglied des LAC war der zweifache Olympiasieger Edwin Flack, der im Marathon bis zum Kilometer 33 führte. Erschöpft musste er drei Kilometer vor dem Ende aufgeben. Möglicherweise hatte Meyer keine Ahnung vom Herkunftsland von Flack, so dass Perry den Namen für ihn aufgeschrieben hat.
Illustration: Rüdiger Fritz Archiv
Olympiasieger bestellt Foto
Auch wenn starke Indizien zugunsten des Palais sprechen, sollen zwei Alternativen nicht verschwiegen werden. Am selben Tage, vor dem Royal Breakfast, fand um 10 Uhr im Zappeion zu Ehren der Olympiasieger ein Konzert statt, zu dem auch Meyer eingeladen war.
Eine weitere Nebenspur findet sich im Brief des griechische Schützen Dr. Georgios Orphanidis vom 25. Juli 1896 an den deutschen Fotografen. Der Olympiasieger hatte im Album, das Meyer nach den Spielen Streit geschickt hatte – und auf das noch zurückzukommen ist –, ein Foto von sich und seinen ebenfalls erfolgreichen Landsleuten Karasevdas und Phrangoudis entdeckt, das „Sie von mir im Hofe der deutschen Schule aufgenommen“ haben, wie er schrieb.
Auch wenn die Bodenfliesen und der Randstreifen – soweit erkennbar – jenen der anderen drei Fotos ähneln, entstand dieses Bild höchstwahrscheinlich an einem anderen Tag, da der von Orphanidis am 12. April gewonnene Wettkampf erst um 13 Uhr endete und sich der Schießstand in Kallithea befand.
Für die Akribie, mit der Meyer die Aufnahmen vorbereitete, steht vor allem das weniger bekannte IOC-Foto mit den griechischen Granden. Die drei Königssöhne sitzen ihrer Bedeutung nach im Vordergrund: in der Mitte Kronprinz Konstantin, der Präsident des Organisationskomitees. Rechts von ihm sein Stellvertreter, der ein Jahr jüngere Georgios (Georg), zugleich Vorsitzender der Kommission für nautische Wettkämpfe. Links der 24-jährige Nikolaos (Nikolai), dem man die Schießsport-Kommission übertragen hatte.
Auch die Reihe dahinter spricht für protokollarisches Denken. Vikelas als Präsident schaut durch die Lücke zwischen Prinz Nr. 1 und 2, Coubertin als Generalsekretär in der anderen zwischen 1 und 3. Der Längste der Olympier, Kemény, wurde ins Zentrum gestellt. Balck als Uniformträger gehörte der rechte Flügel, den Vertretern der Organisation der linke – freilich kam der Oberst vor dem Zivilisten.
Mit welcher Sorgfalt Meyer vorging, zeigt seine Scribble-Skizze, auf der er die Posen festhielt, die er von seinen Klienten erwartete. Der Beweis, dass Meyer die Skizze vor Ort anfertigte, findet sich im oberen Drittel, auf dem sich die „zweite Reihe“ der Fotografierten mit ihren Autogrammen verewigte. Es ist eindeutig. Meyer plante, den Wert dieser Aufnahme durch die Unterschriften zu steigern. Um Fehler zu vermeiden, gab er jeder Person eine Nummer. Zur Sicherheit ließ er diese nochmals unterschreiben, wozu er mangels Papier Blanko-Telegrammformulare verwendete.
Ein Hinweis, dass die Prinzen offenbar in Eile waren, könnte das Fehlen ihrer Namenszüge sein, die Meyer erst nachträglich bei Streit anforderte. Nachdem er sie erhalten hatte, kopierte er diese auf das Glasnegativ und ließ Abzüge herstellen.
Die griechischen Olympiasieger im Schießen Pantelis Karasevdas, Ioannis Phrangoudis und Georgios Orphanidis (von links), die Meyer in der Deutschen Schule fotografiert hat. Orphanidis kaufte sechs Exemplare zum Preis von je 2,50 Mark.
Foto: Volker Kluge Archiv
Die Sorgfalt, mit der Meyer seine Vorbereitungen getroffen hat, zeigt sich in einem skizzierten Plan, in dem die Positionen aufgeführt sind, die von jedem Einzelnen für das Foto eingenommen werden sollen.
Illustration: Rüdiger Fritz Archiv
Meyer erteilt sich selbst einen Auftrag
Rückblende: Meyer hatte am 16. Januar 1896 die zweite Sitzung des deutschen Beteiligungskomitees wahrgenommen. Zum Schluss war er gemeinsam mit seiner Ehefrau Elisabeth und rund 80 weiteren Personen dem Gremium beigetreten, was mit einem finanziellen Beitrag verbunden war. Wann sich das Ehepaar entschieden hatte, die Olympischen Spiele zu besuchen, lässt sich nicht genau sagen – möglicherweise, als er bald danach die für Griechenland vorgesehene Turnriege in seinem Atelier fotografierte. Begleitet von vier Leichtathleten, kamen die Meyers am 3. April (22. März) in Athen an. Die Fahrtkosten von 231 Mark pro Person stellten für den vermögenden Fotografen kein allzu großes Opfer dar.
Typisch für Meyers Selbstbewusstsein war, dass er sich als „Delegierter“ des Komitees ausgab. So war in der vom Österreichischen Lloyd herausgegebenen Wochenschrift Der Tag am 22. März zu lesen: ,,Zusammen mit den Sportfreunden wird sich auch der deutsche Hof-Photograph mit seiner Gemahlin auf die Reise begeben, dessen Aufgabe es sein wird, ein Fotoalbum über die Spiele anzufertigen und dieses sämtlichen Königshäusern als Präsent zu übersenden.“
Für die Akkreditierung in Athen waren keine großen Formalitäten erforderlich. Als Ausweis genügte eine Plakette mit Meyers Namen. Außerdem bescheinigte Generalsekretär Timoleon J. Philemon dem Paar am 22. März (3. April) auf einem Kopfbogen des Komitees, dass es alle Wettkampfstätten ungehindert betreten durfte.
Beflügelt von einem ausgeprägten Geschäftssinn, der in der Vergangenheit bereits den Argwohn der preußischen Polizei erregt hatte – sie störte sich vor allem an seinen übergroßen Reklameschriften –, nahm Meyer seinen selbst gestellten Auftrag ernst. Bereits während der Spiele bot er den Athener Verlagen Fotos an, in deren Zeitungen jedoch noch Strichätzungen dominierten. Mindestens eine seiner Aufnahmen diente der ,,Akropolis“ aber als Vorlage für eine Zeichnung.
Fotoschatullen und -alben für die Royals
Auch der Bedarf der deutschen Medien war überschaubar. Erst als die Sportler zurückgekehrt waren und begeistert von den Spielen berichteten, wuchs das Interesse. Die von dem Schotten Andrew Pitcairn-Knowles herausgegebene Zeitschrift Sport im Bild, die sich von Anfang an für die Teilnahme Deutschlands ausgesprochen hatte, schickte dem inzwischen nach Konstantinopel weitergereisten Meyer am 28. April ein Telegramm mit der Frage: „Können wir sofort Olympia-Bilder gratis erhalten?“ Vorsorglich hatte Meyer die Glasnegative schon nach Berlin geschickt, was ihm bereits fünf Tage vorher von seinem Labor bestätigt wurde.
Ob Meyer die Fotos in diesem Falle gratis abgab, ist unbekannt. Wie auch immer, einen Monat später – der Begriff „Aktualität“ war noch ein Fremdwort – veröffentlichte die Zeitschrift 15 Aufnahmen, womit das Athener Geschehen erstmals visuell auch im Ausland wahrgenommen werden konnte. Gab es denn keinen Film? Nein, denn diesen hatten die Lumière-Brüder erst im Jahr zuvor erfunden.
Nachdem auch die Allgemeine Sport-Zeitung in Wien einige Motive verwendet hatte und der 1897 erschienene Official Report nahezu zur Hälfte mit Meyer-Fotos ausgestattet worden war, flaute das Geschäft ab. Es belebte sich erst ein Dezennium später wieder, als 1906 die II. Internationalen Olympischen Spiele bevorstanden und in Griechenland Postkarten mit Motiven von 1896 verkauft wurden.
Zu diesem Zeitpunkt war Meyer längst ein reicher Mann. Schon 1901 mit erst 44 Jahren konnte er es sich leisten, sein Berliner Unternehmen zu verkaufen und als Rentier in Hannover zu leben. Seiner Polizeiakte lässt sich entnehmen, dass nach den Spielen Meyers Einkommen – wohl keineswegs zufällig – sprunghaft angestiegen war. Für das Jahr 1893 wurde es mit 12,500 bis 13,500 Mark angegeben, vier Jahre später war es mit 16,500 bis 17,500 ausgewiesen, was etwa dem Zwanzigfachen des Jahreseinkommens eines deutschen Facharbeiters entsprach. Sein Vermögen, das 1893 90,000 bis 100,000 Mark betrug, schätzte man 1897 auf 110,00 bis 120,000. Auch als Arbeitgeber war Meyer anerkannt, da er in seinen Ateliers bis zu 15 Angestellte beschäftigte, darunter allein zwei Empfangsdamen.
Das Ehepaar verließ Athen am 20. April 1896. Drei Tage später erreichte es Konstantinopel, wo es sich bis zum 3. Mai aufhielt. Anschließend setzten die Meyers mit dem Schiff ins rumänische Constanta über. Der „Orient-Express“ mit Zwischenaufenthalt in Bukarest und Budapest brachte sie schließlich nach Berlin zurück, wo sie am 16. Mai 1896 eintrafen.
Falls in Meyers Ateliers zu diesem Zeitpunkt nicht schon auf Hochtouren gearbeitet wurde, dann mit Sicherheit danach. Seine Laboranten fertigten zahlreiche Abzüge mit der teuren Platinotypie-Methode, einem Edeldruckverfahren, das damals wegen seiner künstlerischen Ausdrucksmittel besonders bei Pictorialisten – eine kunstfotografische Stilrichtung, die sich am Naturalismus der Malerei orientierte – beliebt war. Ein eigens angestellter Buchbinder stellte speziell für die Olympia-Fotografien kunstvoll in Leder gebundene Alben und Albumschatullen her.
Bevor Meyer mit dem Versand der Kollektionen begann, die er vorrangig für hochgestellte Persönlichkeiten vorgesehen hatte, schickte er die IOC-Fotos an Coubertin, der mit Beginn der neuen Olympiade die Präsidentschaft übernommen hatte. Der Baron bedankte sich hocherfreut, und da Meyer ihm auch ein Album in Aussicht gestellt hatte, teilte er ihm mit, dass er dieses gern dem französischen Präsidenten überreichen würde. Weil er aber in den nächsten Wochen abwesend sein würde, schlug er vor, dieses an den Chef des Kabinetts, Louis Le Gall, zu senden, der es dann Felix Fauré übergeben könnte, wie einem Brief Coubertins an Meyer vom 7. Juni 1896 zu entnehmen ist. Offenbar war der Ablauf dann doch ein anderer, denn zwei Wochen später meldete sich Coubertin aus Munster, der Heimat der Baroness, und berichtete von seinem Vergnügen, das ihm Meyers Geschenk – eine Albumschatulle – bereitet hatte.
Verschenken oder verkaufen? Meyer befand sich im Widerspruch, zumal sich die Wünsche zu häufen begannen. Am 5. August informierte ihn Coubertin, dass am Vortag nunmehr auch das für Fauré bestimmte Album eingetroffen wäre und er die Absicht hätte, es ihm doch nun selbst nach den Sommerferien zu überreichen. Seine Strategie war durchsichtig: Coubertin arbeitete daran, den Präsidenten für die Ehrenpatenschaft des für 1897 geplanten Olympischen Kongresses zu gewinnen, der auch eine Antwort auf die Ankündigung des griechischen Königs sein sollte, die Olympischen Spiele ständig in Griechenland auszurichten.
Doch welche Bedeutung hatte damals schon das IOC, das im Offiziellen Report von 1896 in einer Bildunterschrift als Komitee „in Paris“ bezeichnet worden war? Praktisch wusste jedoch kaum jemand von dessen Existenz. Georg I. hatte in seiner Ansprache anlässlich des Royal Breakfast zwar seinen Söhnen, Philimon und dem griechischen Zwölfer-Rat gedankt, aber das IOC mit keinem Wort erwähnt. Selbst die IOC-Mitglieder waren sich nicht einig gewesen, wie die Zukunft aussehen sollte. Sollte man das Komitee auflösen und sich jeweils vor den nächsten Spielen neu konstituieren?
Dieses Abzeichen war der Pass von Albert Meyer bei den Spielen in Athen.
Illustration: Rüdiger Fritz Archiv
Hilferuf aus Berlin: ,,Können wir sofort Olympia-Bilder kostenlos erhalten?", telegrafierte die Zeitschrift Sport im Bild zwei Wochen nach den Olympischen Spielen an Meyer, der nach Konstantinopel weitergereist war. Damals gingen die Uhren langsamer.
Illustration: Rüdiger Fritz Archiv
Ein Meister der Vermarktung
In jenem nacholympischen Sommer in Luttenbach hatte Coubertin genügend Muße, über die Bedeutung der Public Relations nachzudenken. Und in Meyer hatte er dabei offenbar einen kongenialen Partner gefunden. Jedenfalls schrieb er am 26. August an den Fotografen: ,,Mir ist der Gedanke gekommen, ähnliche Kollektionen Seiner Majestät dem Kaiser von Deutschland, dem König von Belgien und dem Prinzen von Wales, dem König von Schweden und Herzog Wladimir anzubieten. Überreichen Sie diese, so wie Sie diese mir gegeben haben im gleichen Schmuckkästchen aus roter Seide und einer erhabenen Inschrift.“
Coubertin bat Meyer, „die fünf Kollektionen zum Selbstkostenpreis“ abzugeben. „Denn ich könnte erst bezahlen, wenn es die Finanzen des Komitees rechtfertigen.“ Ob die Albumschatullen letztlich bezahlt wurden, lässt sich jedoch nicht feststellen.
Ungeachtet seiner leeren Kasse kam Coubertin nun aber erst richtig in Schwung. Da er den Sprung über den Atlantik plante, um die Spiele der III. Olympiade in den USA auszutragen, war es in seinem Interesse, das Komitee auch in der Neuen Welt bekannt zu machen. In seinem dritten Schreiben an Meyer hatte er diesen in einem Postskriptum gebeten, das IOC-Foto mit den Prinzen an Dr. Albert Shaw senden, in dessen Review of Reviews Coubertin gelegentlich schrieb. Wie wichtig er das Blatt nahm, lässt sich zwei Monate später einer Bemerkung entnehmen, in der Coubertin beklagte: „Ich habe in der Review of Reviews noch keine Abbildungen der Fotos gefunden. Ich hatte nach New York geschrieben, um nachzufragen.“
Inzwischen lag auch von Streit die Bestätigung vor, dass das „prächtige Album“ in Athen eingetroffen war. Ein zweites Exemplar für die „Kommission“ – gemeint war wohl das Organisationskomitee – hatte er Philimon übergeben. Da Meyer auf die Reaktion des Königshauses gespannt war, war Streit ins Schloss geeilt, wo erfuhr, dass „alle Alben“ angekommen waren. Zudem hatte ihm der Kronprinz mitgeteilt, dass sich sein Vater sehr gefreut hätte. Unter strengster Diskretion vertraute Streit daraufhin Meyer in einem Brief vom 4. Juli 1896 an, dass Seine Majestät vorsah, ihn auszuzeichnen. Bald darauf folgte Streits Gratulation zur Verleihung des Griechischen Erlöserkreuzes.
Wollte man ihm glauben, dann stellte das Album in Griechenland eine Sensation dar. Wenige, die sich das leisten konnte, erwarben einen solchen Folianten, der zwischen 25 bis 30 Fotos aufnehmen konnte. Den Preis kalkulierte Meyer nach der Anzahl der Motive: Bei einem Stückpreis von drei Mark pro Abzug kostete ein Album der einfachen Ausführung mit 25 Fotos demzufolge 80 Mark, wobei fünf Mark für den Band berechnet wurden. Die bessere Kategorie kostete wohl 120 Mark – jedenfalls war das der Preis, den der abgetretene IOC-Präsident Vikelas zu bezahlen hatte.
Wie man Meyers Korrespondenz entnehmen kann, machte der Fotograf bei der Behandlung seiner Kunden Unterschiede. Während er den weniger gut Betuchten nur ausnahmsweise Preisnachlass gewährte, bat er die gekrönten Häupter devot um die Annahme eines Albums der Luxusklasse. Diese hatte Meyer als Präsent vorgesehen – als Lohn erhoffte er sich neue Auszeichnungen möglichst in Form eines Ordens oder Medaille. Ein Vergleich der Rückseiten seiner Aufnahmen, die üblicherweise zur Selbstdarstellung genutzt wurden, zeigt nach 1896 die beträchtliche Verlängerung seiner Ordensschnalle.
Bestärkt wurde er durch Coubertin, der Meyer für seine Absichten einzuspannen begann. Er selbst bot sich an, bei den Pariser Botschaften ausgewählter Länder vorzufühlen, ob die Monarchen an einem Album interessiert wären. Vorrang hatte für ihn jedoch Fauré. Und endlich – nach achtmonatiger Verspätung – konnte er Meyer am 8. Februar 1897 freudig mitteilen: „Ich hatte die Ehre, an diesem Morgen (Vormittag) dem Präsidenten der Französischen Republik das herrliche Album von Ihnen zu überreichen.“
Als Gegenleistung bat Meyer ihn um die „Olympische Medaille“, womit vermutlich die vergoldete Erinnerungsmedaille gemeint war, mit denen das Organisationskomitee in Athen die Ehrengäste beschenkt hatte. Coubertin musste zugeben, dass er auf deren Verteilung keinen Einfluss hatte. Um sich dennoch erkenntlich zu zeigen, wollte er Meyer aber die IOC-Erinnerungsmedaille zukommen lassen, die anlässlich des Pariser Kongresses von 1894 geprägt worden war: ,,Sie ist exklusiv an Personen vergeben worden, die direkt an dem Kongress teilgenommen haben. Sie ist einmalig und speziell. Wir haben beschlossen, zwei Exemplare dieser Medaille an Herrn Willibald Gebhardt und Herrn Meyer zu vergeben. Ich bin sehr glücklich, Ihnen diese Neuigkeit zu übermitteln“, schrieb Coubertin an Meyer in einem Brief vom 19. Februar 1897.
Orden und Medaillen als Werbung auf der Rückseite der Fotos. Oben: die Wappen von drei deutschen Ländern, darunter das Königreich Sachsen, dessen Monarchen Meyer zum ,,Hof-Fotografen" ernannten. In der zweiten Reihe Preismedaillen von den Ausstellungen in Antwerpen (1884), Minneapolis (1888) und Paris (1892). Darunter Meyers Ordenskette, unter anderem Ritterkreuz des Erlöserordens des griechischen Königs, Offizierskreuz des Königs von Serbien und türkische Verdienstmedaille.
Illustration: Rüdiger Fritz Archiv
Albert Meyers Frau Elisabeth. Sie war auch Fotografin und half ihrem Mann in Athen.
Illustration: Rüdiger Fritz Archiv
Der Groll von Gebhardt
Offenbar handelte es sich aber um einen einsamen Beschluss, wie die Reaktion des von der Mitteilung überraschten Willibald Gebhardt in einem am 27. März 1897 datierten Schreiben an Coubertin zeigte: ,,Sodann muss ich Ihnen für die versprochene Ehrenmedaille danken; ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Falls Sie die zweite Medaille schon Herrn Meyer, dem Photographen, in Aussicht gestellt haben, ist es in Ordnung. Falls nicht, würde ich mir den Rat erlauben, die Medaille dem Erbprinz Philipp zu Hohenlohe, dem Sohn unseres Reichskanzlers, zu widmen, der der erste Präsident unseres Olympischen Komitees war. – Herr Meyer hat sich keinen großen Verdienst um die Olympischen Spiele erworben. Er fuhr nach Athen, um sich dort zu vergnügen, zu photographieren und nebenher Geld zu verdienen. Er sandte Alben mit olympischen Fotos nur in der Absicht an die Prinzen, dafür ausgezeichnet zu werden. Er stellte nicht eine Mark für unsere Expedition zur Verfügung, dabei ist er doch ein reicher Mann. Ich weiß, Sie werden diese Angelegenheit völlig vertraulich behandeln.“
Keine freundlichen Worte, die Gebhardt für Meyer fand, die man aber nachempfinden kann, wenn man weiß, welche Anstrengungen nötig waren, um die Finanzierung der ersten deutschen Olympiadelegation sicherzustellen. Gebhardts eigene wirtschaftliche Lage war ebenfalls desaströs – später trug sie auch zu seinem Ausscheiden aus dem IOC bei. Zufall oder nicht? Nach diesem Brief endete die bis dahin rege Korrespondenz zwischen Coubertin und Meyer, der inzwischen nahezu alle bedeutenden Dynastien Europas mit seinen Olympia-Alben beglückt hatte.
Trotz der Großzügigkeit des in Alexandria lebenden Griechen Georgios Averoff, der seinen Landsleuten für die Olympischen Spiele 1,92 Millionen Drachmen spendete, wuchs der ohnehin hohe Schuldenberg Griechenland in der Folgezeit weiter an. Wer an den Spielen teilnahm, hatte seine Kosten in der Regel selbst zu tragen – einschließlich der IOC-Mitglieder. Wahrscheinlich gab es nur einen, der einen Profit erzielte: Albert Meyer.
Doch bei allem geschäftlichen Interesse, das ihm Gebhardt verübelte, hat er sich jedoch um die Olympische Bewegung mehr als verdient gemacht. Ohne ihn (und seine nicht ganz so künstlerisch begabten griechischen Kollegen) wüssten wir sehr viel weniger über „Athen 1896“. Wir wären allein auf Berichte und einige wenige Pressezeichnungen angewiesen.
Meyer, dessen Vermögen durch den Ersten Weltkrieg und die anschließende Inflation weitgehend aufgebraucht wurde und der 1924 in Dresden verstarb, hinterließ einen Schatz von rund 60 Olympia-Aufnahmen, aus dem sich die Nachwelt bis auf den heutigen Tag ausgiebig bedient – zumeist ohne zu wissen, wem sie das verdankt.
Sein Erbe ist dabei noch nicht einmal vollständig erforscht. So ist gegenwärtig die Existenz von nur acht Alben bzw. Albumschatullen bekannt. Nachweislich – anhand von meist von Bediensteten verfassten Dankschreiben – wurden aber von Meyer mindestens 42 verschickt, davon allein 21 an Kaiser, Könige, Fürsten, Prinzen und Prinzessinnen sowie einen Präsidenten.
Was Coubertin betrifft, der sich bei der Wiedererweckung der Olympischen Spiele zunächst von pädagogischen Zielen leiten ließ, so erschien es ihm 1894 nicht als wichtig, den Pariser Gründungskongress im Bild festzuhalten. Nötig war wohl erst eine Begegnung wie mit Albert Meyer, um die Bedeutung der Publicity schätzen zu lernen.
Dr. Willibald Gebhardt, Begründer der Olympischen Bewegung in Deutschland und erstes deutsches IOC-Mitglied. Albert Meyer fertigte in einem seiner Berliner Studios diese Aufnahme von Gebhardt an.
Foto: Volker Kluge Archiv
Fotografieren als harte Arbeit im Panathenäischen Stadion in Athen bei den Olympischen Spielen 1896: Meyer (links mit Hut und Mantel) mit einem Assistenten, der die Fotgrafenausrüstung transportierte.
Foto: Volker Kluge Archiv