Die Weltausstellungs-Spiele nimmt kaum einer wahr

Die Spiele der II. Olympiade 1900 in Paris werden nicht eigenständig ausgetragen. Sie sind Bestandteil der Weltausstellung in Frankreichs Hauptstadt, was dazu führt, dass die Sportwettkämpfe in dem Trubel der großen Veranstaltung fast untergehen. Der Begriff ,,Olympische Spiele“ taucht in der Öffentlichkeit nicht auf. Auf den Anlass bezogene Briefmarken werden auch nicht verausgabt. Die Spiele von 1900 werden von den Organisatoren als „Councours nationaux et internationaux d’exercices physiques et de sports“, als „nationale und internationale Wettbewerbe der Leibesübungen und des Sports“, bezeichnet. Das IOC mit seinem Präsidenten Baron Pierre de Coubertin tritt nicht in Erscheinung, und es hat auch nichts zu sagen. Die Verantwortung liegt beim Generaldirektor der Sport-Abteilung.
Die Turnwettbewerbe in dem Pariser Vorort Vincennes verlaufen dreigeteilt. An dem nationalen Turnfest (Fête Gymnastique) beteiligen sich am 3. und 4. Juni 1900 etwa 8000 Männer. Der offizielle und gebührenfreie Brief der Leitung der Weltausstellung mit einem dreizeiligen Ausstellungsstempel trägt den Nebenstempel dieser Veranstaltung.
Außerdem gibt es noch das Fest der Turnvereine an der Seine und ein internationales Championat, das im Innenraum der Radrennbahn von Vincennes stattfindet. Letzteres besteht aus einem Mehrkampf, bei dem neben Übungen an den Geräten auch leichtathletische Disziplinen wie Hochweitsprung oder Stabhochsprung sowie Hangeln und Steinheben verlangt werden. Von den 134 Teilnehmern sind 108 Franzosen, zumeist Schüler der Militärturnanstalt in Joinville, die die ersten 18 Plätze belegen. Den Olympiasieg erkämpft Silvaine Sandras. Die Wettkämpfe werden nach französischen Regeln ausgetragen, die den meisten Ausländern unbekannt sind. Der beste Deutsche – Hugo Peitsch – landet auf Rang 29.