Olympia-Post und Briefmarken erzählen

1896 Athen

Auf dem Programmzettel der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen steht auch der Pferdesport. Vorgesehen ist das Reiten in der Manege mit und ohne Steigbügel, Springreiten, Voltigieren und die Hohe Schule, wobei die Ausschreibung betont, dass nur die Fähigkeiten des Reiters belohnt werden und nicht der Wert des Pferdes. Doch die Resonanz ist gleich null, so dass nur die griechischen Sonderbriefmarken bleiben, die an einen der Höhepunkte der Antike erinnern: an die Rennen der Vierergespanne. Auf der Ganzsache aus New York nach Piräus wird der 60-Lepta-Wert als Nachporto verwendet. Entwertet wird die Marke am 10. Oktober 1896, dazu steht der handschriftliche Nachportovermerk ,,60“ und der Taxstempel ,,T/2/25 Centimes in Französisch, der Amtssprache des Weltpostvereins. Die Taxgebühr von 60 Lepta errechnet sich aus dem Kurs 1 Centime = 1,2 Lepta. Ein Nachporto in dieser Höhe mit griechischen Olympiawerten von 1896 ist sehr selten. Auf der Rückseite des Briefes befindet sich der Ankunftsstempel Piräus vom 8. Oktober 1896.

1906 Athen

Die II. Internationalen Olympischen Spiele 1906 in Athen zum zehnjährigen Jubiläum des Olympiadebüts an gleicher Stelle sind auch philatelistisch bemerkenswert. Erstmals erinnern drei Handsonderstempel an die Olympischen Spiele (griechisch: Oλυμπιακοί Aγώνες). Von den Sonderpostamt Zappeion (Ζάππειο) gibt es neben dem Stadion (Στάδιο) und der Akropolis (Aκρόπολη) einen dieser Zweikreisstempel mit Datumssteg. Dr. August Smith, der gemeinsam mit den deutschen Medizinstudenten und Leichtathleten Arthur Mallwitz und Martin Brustmann sportmedizinische Untersuchungen der Olympiateilnehmer vornimmt, sendet diesen Einschreibebrief mit dem kompletten Olympia-Satz Griechenlands an seine Ehefrau in die Schweiz. Der Akropolis-Stempel stammt vom 19. April nach dem Julianischen Kalender (2. Mai nach dem im Westen gebräuchlichen Gregorianischen Kalender), dem Abschlusstag der Spiele. Es ist ein Auslands-Einschreiben mit der handschriftlichen Nummer 31.

Das imposante Ausstellungsgelände Zappeion, das der griechische Kaufmann und Sportförderer Evangelos Zappas errichten ließ und das nach ihm benannt wird, beherbergt zu den Jubiläumsspielen Athleten aus etlichen Ländern und ist damit gewissermaßen ein Vorläufer für ein Olympisches Dorf, in dem Olympiateilnehmer 1924 in Paris erstmals offiziell gemeinsam untergebracht sind. Außerdem finden auf dem Zappeion-Gelände wie schon 1896 die Wettkämpfe im Fechten statt.

1912 Stockholm

Bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm werden zwei Handsonder- und ein Maschinenwerbestempel verwendet, aber bei dieser Postkarte stellt die Entwertung der Briefmarke ein philatelistisches Kuriosum dar: Der dreizeilige Stempel des Organisationskomitees dient als nichtpostalischer Ersatz bei dieser korrekt mit 10 Öre für das Ausland frankierten Karte und schlüpft beim Versand durch. Es ist die einzig bekannte gebührenrichtige Sendung mit diesem Stempel, die in ein anderes Land verschickt worden ist. Der Serbe Dušan Milošević, der am 100-m-Lauf teilnimmt und im Vorlauf ausscheidet, hat die Karte unterschrieben. Sein Land ist in Stockholm lediglich mit zwei Athleten vertreten. Die Vignette gibt der Karte eine zusätzliche Note. Auf ihr ist das zum ersten Mal bei Olympischen Spielen verwendete offizielle Plakat abgebildet. Außer in englischer Inschrift wird die Werbemarke in weiteren 15 Sprachen hergestellt.
Den Olympischen Spielen 1912 wird im Nachhinein ein hoher Stellenwert beigemessen, weil sie sich durch eine für damalige Begriffe perfekte Durchführung auszeichnen. Das Organisationskomitee mit der hohen Zahl von etwa 500 Mitarbeitern leistet bemerkenswertes.