Noch einmal die ,,Fliegende Hausfrau“

Alles hat ein Ende, auch die glanzvolle olympische Karriere einer ,,Fanny“ Blankers-Koen. Mit 34 Jahren stellt sich die niederländische Leichtathletin bei den Spielen 1952 in Helsinki nochmals ihren Kontrahentinnen. Auf einer Postkarte aus der finnischen Hauptstadt grüßt sie mit vielen Mitgliedern der Mannschaft aus den Niederlanden, darunter der Silbermedaillengewinnerin über 200 Meter, Bertha Brouwer. Blankers-Koen unterschreibt in der letzten Zeile. Die Karte mit dem kompletten finnischen Olympiasatz wird im Olympischen Frauendorf in Sairaanhoitajaopisto abgeschickt. Darauf verweist der Buchstabe ,,E“ unter der Datumszeile im olympischen Handsonderstempel Helsinkis.
,,Fanny“ Blankers-Koen, deren Vorname Francina Elsje lautet, tritt trotz einer Erkrankung noch einmal im 80-Meter-Hürdenlauf an und erreicht den Endlauf. Dort allerdings ereilt sie ein Missgeschick. Sie scheidet an der fünften Hürde aus und muss erleben, wie ihr die australische Siegerin Shirley Strickland de la Hunty den Weltrekord von 11,0 Sekunden entreißt und die Bestmarke um eine Zehntelsekunde verbessert.
Die zweifache Mutter, verheiratet mit ihrem Trainer und einstigem Dreispringer Jan Blankers, kann das verschmerzen. Sie hat vier Jahre vorher bei den Olympischen Spielen in London Unglaubliches geleistet, indem sie innerhalb von fünf Tagen als erste Frau vierfache Olympiasiegerin wird: über 100 und 200 Meter, mit der Sprintstaffel und über 80 Meter Hürden. Im Hoch- und im Weitsprung hätte sie als amtierende Weltrekordlerin die Aussicht auf weitere Goldmedaillen besessen, doch sie verzichtet in London auf diese Disziplinen. Schon 1936 in Berlin hat sie unter ihrem Mädchennamen Koen den ersten olympischen Auftritt, bei dem sie den fünften Platz im Hochsprung und Rang sechs mit der 4x100-Meter-Staffel erreicht. Die ,,Fliegende Hausfrau“ geht als eine Jahrhundertsportlerin in die Geschichte ein.